Viele Flughäfen der Welt sind noch so was von schön „retro“.
Die meisten von ihnen erlebten in den 60er, 70er Jahren eine formschöne Überarbeitung und auch mit lustig-fröhlichen Farben wurde nicht gegeizt.
Unmittelbar fällt einem das beste Flughafen-Lied „airport“ von „the motors“ aus dem Jahre 1978 ein.
Ein zeitlos großes Stück Musik voller euphorischer Melancholie.
Ich summe es, während ich in der Wartehalle sitze und keine der ausliegenden Zeitschriften greife, die mir die Fahrt verdummen sollen.
Ich schaue mich um und bin entzückt: die vielen abgerundeten Ecken überall- herrlich!
Und dann besteige ich schön aufgereiht mit Geschäftsmännern und schicken Damen im Business- Kostüm als einziger Kapuzenshirtträger das Flugzeug (man nennt es auch boarding) und es geht gleich weiter mit den schönen Formen. Das Kabinenfenster würde ich am Liebsten gleich mit nach Hause nehmen und an die Wand nageln.
Leider fällt einem dann bei der erreichten Flughöhe auch das nervigste Fluglied ein („Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein …“). Na, Recht hatte er zwar, aber das Lied fand ich schon als Kind scheiße. Anbiedernd und unglaubwürdig. Dann veränder‘ doch endlich Dein Leben und heul nicht dauernd rum!
Die Fahrt beginnt und der Wolkenteppich ist zugegeben wunderschön: sahnetuffig, watteweich, blendendweiß, aprilfrisch, einfach werbeträchtig. Verseucht voller Gifte und dennoch unerreicht anders, als alles, was wir täglich „unten“ zu sehen bekommen. Die Sonne ist stark und ich verstehe, wie man hier voller innerer Erfülltheit sein Leben beenden könnte; ohne sich gleich umbringen zu müssen. Maximale Abfahrthölle!
Das Anschnallsignal ertönt. Wir verlassen die Maximalflughöhe und tauchen wieder in den Wolkensumpf ein. Gespenstisch schön!
Unten ist die Welt als Muster zu sehen, Häuser, Straßen, Flüsse, Wälder, ein berauschender Anblick, der für meinen Geschmack Stunden andauern könnte. Warum ist das nicht die Maximalflughöhe? Ich will das aber so!!
Am Boden angekommen ist der ganze Zauber verflogen. Man wird eilig rausgeschleust um den nächsten Passagieren Platz zu machen. Das gefällt mir gar nicht. Ich will noch mal zurück, wenigstens in den Raum, wo man die aufsteigenden Flugzeuge sehen kann. Keine Chance. Es gibt für aiport- Besucher, die nicht fliegen keine Terrassen mehr mit Retro- Restaurants mit bequemen Lounge- Sesseln und großen Fensterscheiben. Die abgerundete Welt ist ärmer geworden um viele schöne Ecken!