Großstadtgrün

Immer wieder kommt die blöde Aussage von West- Berlinern gegenüber Ost- Berlin, dass es dort zu wenig grün gäbe und der Ostteil daher nicht attraktiv genug für sie sei.

Nicht mal eine S-Bahn-Fahrt in den Osten komme da in Frage, weil es im Westen ja das ganze grün gäbe. So so.

Ich kann dieses dumme Gefasel nicht mehr ertragen!

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Mittlerweile bin ich übrigens froh, dass diese dummen Nörgler uns nicht besuchen kommen, denn damit sind unsere Grün- Orte nörgelfrei.

Und was verstehen sie denn unter grün? Die Natur? Oder die sensationellen Grün- Dinge, die es überall im (ganzen) Stadtgebiet zu entdecken gibt?

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Wir haben wunderbar schön geschwungene Fernwärme- Pipelines, haben schön ausgeblichene, verschrammelte Parkbänke, haben mitten im Großstadtgrün sogar kleine nette Fähnchen, damit man nicht in braune Haufen tritt (braune Haufen sind sowieso nicht mein Ding, egal welche!).

Hier bei uns kann man sich also sehr im und am Grünen ergötzen, besonders an Tannen und Büschen, die in diesen Breitengraden eigentlich gar nicht vorkommen aber dafür auf Mittelstreifen umgemein alpenhaft- malerisch aussehen. Wer hat uns die denn geschenkt? War das mal ein bayrisches Gastgeschenk an die DDR?

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Ein Freund aus Charlottenburg der das einmal ernsthaft zu mir gesagt hat, dass er mich nicht im Prenzlauer Berg besuchen kommen möchte, weil da alles so grau sei, wird also nie in den Genuss des Ost- Grüns kommen. Oh je, der Arme. Obwohl er Augen hat zu sehen…na ja…

Mir gibt das Ost- „Grün“ mehr als mancher gepflegte West- Park: es lebt und ist nicht der sterile Ausdruck des Rückzuges in eine beschauliche Vorgarten- Bionade- Bürgerlichkeit (nachdem im Osten keiner mehr dieses geschmacksleere Getränk anschaut und es nun endlich auch im Westen angekommen ist).

Schaut Euch die Oderbergerstr. im Prenzlauer Berg an und seht, was man schaffen kann, wenn man keine schwäbische Vorgartenidylle in Berlin etablieren möchte, sondern echtes Berliner Großstadtgrün!