Obdach

Mitten in Berlin zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke, zwischen den Kaufpalästen und dem Tanzstudio eines bekannten „Star“- und Sternchenchoreographen steht eine alte Ruine.

Was dieses Haus einmal war, wissen womöglich nur noch wenige Menschen.

Was es derzeit ist, wissen einige aber sehr genau: ihr Obdach.

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In dieser Ruine, inmitten von Müll und großstädtischer Brache, leben Obdachlose, Herumziehende, Illegale, Gestrandete. Die Bedingungen sind denkbar hart: kein Strom, kein fließend Wasser. Die Installationen wurden vom Hausbesitzer bewusst zerstört, um es potentiellen Besetzern jeder Art möglichst unbequem zu machen.
Es sind kaum noch intakte Fensterscheiben vorhanden. Auch Sprayer und Vandalen haben das Haus besucht und zum Teil noch mehr runterkommen lassen. Und trotzdem ist dieses Haus mit Liebe in Besitz genommen.

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Vor dem Haus ein Berg voller Müll. Dazwischen Eimer, unter die defekten Regenrinnen gestellt zum Auffangen von Regenwasser. Ein kleiner mobiler Ofen, Tisch und Stühle. Fast wie in einer Datsche. Betritt man das Haus kommt einem der stechende Geruch menschlicher Ausscheidungen entgegen. Die Zimmer sind halb eingerichtet.

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Brauchbares aus dem Bestand des alten Hauses wurde zusammengetragen. Alles ist würdevoll arrangiert, soweit die Energie der neuen Bewohner das zulässt. Denn es ist nicht sicher, ob man nicht am nächsten Tag schon geräumt wird, das Haus verlassen und weiterziehen muss.