Wissen Sie, was dieses Gerät hier ist?
Das ist eine der ersten Fernbedienungen für Fernseher. Damit konnte man Lautstärke, Kontrast und Helligkeit regeln. Mit 5 m Kabel.
Wenn man denn überhaupt einen Fernseher hatte…
Heutzutage gehört ein Fernseher zu jedem Haushalt. Unvorstellbar die Zeiten, als Fernsehen noch etwas ganz besonderes war im Sinne von Heimkino. Unvorstellbar auch, dass es anfänglich erst ein Programm gab, dann zwei und erst recht spät noch ein Drittes. Damals war die Fernseh- Welt noch überwiegend schwarz- weiß und nicht in jedem Haushalt stand solch ein Gerät.
Es gab damals möbelartige Kombigeräte, sogenannte Luxus- Raumklangtruhen: darin eingebaut war ein Plattenspieler und ein Radiogerät. Alles in bestem Holz mit formschönen Zierleisten und Bedienungselementen. Wer sich etwas mehr Komfort und Luxus leisten konnte, der erwarb eine Fernsehtruhe mit eingebauten Schallplattenspieler und Radiogerät. Dann hatte man alles in einem Möbelstück und dieses wurde der gesellschaftliche Mittelpunkt einer Familie oder sogar der Nachbarschaft.
Dieses Gerät, Marke „Maharadscha“ der Firma Graetz, stammt aus dem Jahre 1956 und da hatte nicht jede Familie im Viertel solch einen Fernseher. So kam es oft, dass bei Fußballübertragungen die gesamte männliche Nachbarschaft beisammen saß und beim Bier und mächtig verqualmter Zimmerluft „mitspielte“. Die Hausfrauen waren dann in der Küche aktiv und allenfalls als Getränkezulieferer geduldet.
Erworben hatte dieses Gerät eine junge Familie. Geheiratet 1954. Kurz nach der Kriegsheimkehr des Mannes aus russischer und amerikanischer Gefangenschaft. Die Frau Flüchtling aus Pommern, gekommen mit ihren sechs Geschwistern und den Eltern. Das junge Paar siedelte sich in einem Neubaugebiet der stark zerstörten mittelgroßen Stadt an. In einem Gebiet, in dem die Stadtväter viele Zuzügler einquartierte und die Straßen benannten nach den Orten, aus denen die Flüchtlinge kamen. Ein geschickter Schachzug der Integration.
In diesem Viertel lernten sich die jungen Familien nach und nach kennen und solch ein Luxusgerät erzeugte damals nicht den Gedanken an Neid sondern führte zu Anerkennung, dass man es vermochte, sich in diesen harten Zeiten einen derartigen Luxus zu erarbeiten. Und es verband bald die Nachbarn und besonders die Nachbarkinder beim gemeinsamen Winnetou- Filme gucken.
Und dieser Klang, der dann aus dem Gerät kam bei der Filmmusik von Martin Böttcher …