Esskultur

Es gibt noch immer in vielen Gesellschaftsformen auf dieser Welt den Begriff von Etikette. Aber gibt es sie wirklich noch, die Kultur des Benimms?

Noch sind bestimmte Umgangsformen nicht ganz verloren gegangen, die über lange Zeiten den Menschen einen Halt gaben und auch mächtigen Zwang bedeuteten: Angefangen bei der Respektbezeugung durch das „Siezen“ (überhaupt ein tolles Wort!) über das Handgeben bei Begrüßung, dem Ausredenlassen im Gespräch und der nichttölpelhaften Achtsamkeit gegenüber seinem Mitmenschen bis zur Esskultur.

In diesem Bereich scheint jedoch fast alles den Bach runter gegangen zu sein.

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Es stellt sich die Frage, ob es bedauerlich ist oder nicht, dass kaum noch ein Mensch heutzutage wirklich wert drauf legt, wie man ästhetisch und sinnlich das Essen genießen kann.

Was ist passiert? Sind die Menschen reine Fressmaschinen geworden, die die Nahrungsaufnahme nur noch als notwendiges Übel begreifen?

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Ist das fast food daran schuld?

Warum schmatzen und schlürfen so viele Menschen und merken dabei nicht, wie sie ihre Gegenüber anekeln? Wie kann eine Frau einen Mann noch ernsthaft erotisch finden, wenn er im Restaurant wie ein Tier in gebückter Haltung frisst?

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In einer kleinen Umfrage in meinem Freundeskreis hat sich herausgestellt, dass die meisten in einer Art von Duldungsstarre angekommen sind. Sie haben kaum noch Hoffnung, dass man wieder Menschen treffen würde, die nicht mit der Bierflasche in der Hand in der U- Bahn sitzen oder durch die Straßen laufen. Die Zeiten sind definitiv vorbei, wo man gemeinsam am Tisch gegessen hat und nicht in verdauungsunförderlicher Bückhaltung vor dem PC oder dem Fernseher oder im Gehen oder an Stehtischen auf der Straße.

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Eine Freundin plädierte für die Abschaffung von Esstischen, da es sich am Boden dann doch bequemer rumsauen ließe. Besteck brauche man ohnehin nur für Suppen oder um das Steak zu schneiden. Servietten? Nee, Küchenpapier tut’s doch auch und kostet weniger …

Aha, die Kosten sind es womöglich, die die Menschen verunsitten lassen.

Da zeigt sich dann auch die unbelehrbare Dummheit, denn Fast Food und Schnellgerichte kosten im Endeffekt mehr als bodenständige Esskultur.

Und nach wie vor ist klar: der Seele geht’s besser, wenn man sich Zeit nimmt fürs Essen und dabei bequem sitzt.