Behauptungen

In der High Society Berlins der 30er Jahre geschieht ein Mord.

Das Hausmädchen einer sehr feinen Herrschaft macht eine grausige Entdeckung: der Ehemann der berühmten Sängerin ist ermordet worden! Einschusslöcher zeugen von einer brutalen Tat.

Wer war der Mörder?

Der Kommissar hat einen harten Fall zu lösen, denn alle Beteiligten und alle Zeugen ergehen sich nur in „Behauptungen“.

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Mord im Berliner Künstler- Villenviertel. Der Kommissar hatte einen schweren Fall zu lösen.

Man hatte ihn gerufen und jeder Anwesende erschien ihm zugleich höchst verdächtig. Wo sollte er seine Ermittlungen beginnen? Alle Beteiligten ergingen sich nur in Behauptungen. Dieser Fall wollte ihm nicht recht schmecken.

Der Kommissar war ausgebrannt. Die beachtliche Zunahme der Fälle in den letzten Jahren und sein angeschlagener Gesundheitszustand machten ihn äußerst reizbar. Äußerlich eher in sich gekehrt, konnte er sich in Rage bringen, wenn er merkte, dass etwas faul war.

Sein eilfertiger und dienstbeflissener Assistent schien wieder einmal als erster eine heiße Spur zu haben.

Schon notierte er sich eher widerwillig die ersten Indizien des Kommissars. Er hatte seine eigenen Theorien. Doch diese wollte der Kommissar nie hören. Schließlich hatte man ihm den jungen Assistenten vor die Nase gesetzt, ohne ihn zu fragen. Der Fall musste ermittelt werden. Alles der Reihe nach!

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Begonnen hatte alles damit, dass Paula, das Hausmädchen einer feinen Herrschaft aus den gehobenen Künstlerkreisen der Stadt, eine grausige Entdeckung machte: der Mann ihrer Herrschaft lag erschossen in seinem Herrenzimmer. Sofort griff sie zum Telephonhörer und ließ sich mit der Polizei vermitteln:

„Herr Kommissar kommen Se schnelle- etwas janz Schrecklichet is jeschehen: mien Herrschaft is dood.“ Ihre Stimme überschlug sich und man konnte deutlich ihren pommerschen Akzent heraushören.

Es stellte sich heraus, wer der Tote war: der große Tenor, der in den Sälen der Stadt fulminante Erfolge feierte. Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes wurde er aus dem Leben gerissen.

Hatte er sich selbst getötet? Oder war es etwa ein kaltblütiger Mord aus nächster Nähe?

Schon einen Tag später stand es groß in den Zeitungen. Der Zeitungsjunge schrie es heraus: „Mord im Villenviertel! Erste Ermittlungen- keine Beweise- nur Behauptungen“.

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Die Verdächtigen machte der Kommissar schnell ausfindig: Die Gattin des Toten war eine gefeierte Sängerin und wurde von einem Millionen- Publikum vergöttert. Gab sie auf der Bühne die gütige Diva, erschien sie im Leben doch eher sehr unterkühlt. In der Gegenwart gewisser Personen war sie allerdings offensichtlich sehr hingebungsvoll. Konnte sie zu einem Mord aus Liebe und Leidenschaft fähig sein? Ihr erschrecktes, etwas geziertes Tun brachte den Kommissar in Rage.

Der Nebenbuhler des Toten war ein ebenso berühmter Sänger der Stadt. Auf der Bühne machte er dem großen Tenor den Rang streitig. Ist der aalglatte, aber stets als Ehrenmann auftretende Erzrivale der Mörder? Schnell kam der Sänger bei den Befragungen des Kommissars ins Schwimmen. Er wiegelte immerzu ab. Etwas an diesem Mann schien so unecht wie sein Bart.

Schon während der ersten Ermittlungen bemerkte der Kommissar durch einen Spiegel an der Wand den heimlichen Kontakt zwischen der Diva und dem Sänger. Auf die Stirn zugefragt gestand diese, dass zwischen ihnen eine heimliche Verbindung bestand, so, wie man allerorts tuschelte. So war es auch ihr Liebhaber, der ihr eine Waffe zukommen ließ. Sie fühlte sich bedroht, seit ihr Mann das Verhältnis entdeckt hatte und unbotmäßig tobte. Kurze Zeit später war die Waffe aus ihrem Schlafzimmer entwendet worden. Es war eben jene Waffe, die man beim Toten fand.

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Es wurden Zeugen aus der Nachbarschaft angehört, die sich erinnern konnten, wie ein Straßenjunge zur Tatzeit aus der Villa der Herrschaft rannte. Sie hatten ihn schon mehrmals zuvor vor dem Anwesen gesehen und sich immer wieder gewundert, was ein solcher Bengel denn wohl in dieser feinen Gegend zu suchen hatte. Als sie von dem Mord hörten, wurden sie sofort auf der Wache vorstellig.

Der Kommissar merkte schnell: eine Gegenüberstellung würde rein gar nichts erbringen. Der freundliche, ältere Herr war sich plötzlich nicht mehr sicher und vertrat den humanistischen Ansatz, niemanden zu Unrecht verdächtigen zu wollen. Die Dame erging sich in Freundlichkeiten gegenüber dem Kommissar. Die beiden wollten nicht zu sehr in dieses unangenehme Thema verwickelt werden.

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Bei den Ermittlungen stieß der Kommissar tatsächlich immer wieder auf diese ominösen Straßenjungs, von denen die älteren Herrschaften bereits erzählt hatten. Angeblich war der Hausherr mit einem der verschlagenen Jungs in krumme Geschäfte verwickelt, so sagte es wenigstens Paula aus. Wie sollte er ihn ausfindig machen? Was konnte er aus diesem Jungen herausbekommen?

In den nächsten Tagen ließ der Kommissar das Viertel durchkämmen und alle Straßenjungs auf die Wache bringen. Keiner von ihnen hatte etwas gesehen oder gehört. Alle waren unglaubwürdig, wohl in genügend andere Geschäfte verwickelt; aber waren sie wirklich dumm genug, solch einen Mord zu begehen? War das für diese Jungs nicht ein zu großes Ding? Schließlich wurde nichts in der Villa gestohlen und sogar die Tatwaffe war noch da. Woher aber wusste einer der Jungs den Namen des Hausmädchens?

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Schließlich wurde Paula nochmals befragt und erzählte bereitwillig: ja, sie habe beim Staubsaugen im Schlafzimmer der Diva in einer offenen Schublade die Waffe entdeckt und im Schreibtisch ihres Mädchenzimmers versteckt. Ja, sie habe in ihrer Verzweiflung dem Liebhaber ihrer Herrin erzählt von der verschmähten Liebe des Hausherren, der sie geschwängert hatte und daraufhin fallen ließ.

Sie hatte dem Hausherren Briefe geschrieben, ihn angefleht, er möge weiter zu ihr stehen. Er, der große Tenor wies ihr die kalte Schulter. Niemals würde ein Mann von seinem Stand mit ihr ein ernstzunehmendes Verhältnis eingehen. Sie war verzweifelt und erpresste ihn letztendlich. Doch diesen Skandal durfte er sich nicht leisten. Seine Erfolge auf der Bühne waren ihm wichtiger als alles andere…

So entstand der Kontakt zu dem Straßenjungen. Ein teuflischer Plan wurde ausgeheckt.

Nun passte für den Kommissar alles zusammen:

Der Hausherr hatte beschlossen, die lästige Angelegenheit zu bereinigen und das Hausmädchen aus dem Wege zu räumen. Doch davon hatte Paula Wind bekommen: sie hatte den Straßenjungen verfolgt und auf der Chaussee bedroht. Er packte aus. Sie beschied ihm aber, dennoch zum verabredeten Plan zu erscheinen und so zu tun, als wolle er sie töten.

Tags drauf hatte sie zudem die Diva und deren Liebhaber belauscht, wie beide darüber sprachen, den Hausherrn zu töten und so an dessen großes Vermögen zu gelangen. Der Liebhaber wollte sich zu diesem Zweck weiter auf das Hausmädchen einlassen um dieses gefügig zu machen. Zur Sicherheit erinnerte der Sänger die Diva an die Waffe, die er ihr einmal schenkte.

Da fühlte sich das Hausmädchen von beiden Männern verraten: der Vater ihres zukünftigen Kindes, der nicht zu ihr stand und das vorgeheuchelte Interesse des Liebhabers der Diva machte sie rasend. Sie ließ ihren Rachegefühlen freien Lauf. Sie dachte an die Waffe, welche sie in der Schublade der Diva gesehen hatte und entwendete diese umgehend.

Dieser Mord stand nur ihr zu. Kurz vor Erscheinen des Straßenjungen zur verabredeten Zeit erschoss sie den Hausherrn und verließ die Villa durch den Wirtschaftsweg. Wieder in der Villa angekommen rief sie die Polizei an, bevor die Diva mit ihrem Liebhaber von einer Teegesellschaft zurückkam. Doch am meisten verdächtig war: sie hatte bei ihrem Einkauf nichts zum Abendessen eingeholt!


Ein Photo- Hut- Krimi- Zyklus, inspiriert durch die Berliner Modistin Evelin Mauff und ihre sensationellen Hutkreationen.


Ausstellungen:
  1. Version für erste Ermittlungen:
    Quartier 2005, Friedrichstr. 69, Berlin-Mitte
    Vernissage am 27. September 2003
  2. Version für die erweiterte Indizienkette:
    Im Rahmen der Tagung: Krimis in Deutschland, Frankreich und Polen – Spiegel der Gesellschaft? 
    3. Dezember 2003 im deutsch-französischen Begegnungszentrum Bbi im Schloß Genshagen
  3. Version mit dem Zwischenstand der Ermittlungen:
    Im Rahmen eines Events im Modezentrum Mitte, Berlin-Mitte
  4. Version mit der Auflösung des Verbrechens:
    Im Rahmen der Krimireihe im Filmclub „Filmrisz“; Rigaerstr. 103, Berlin-Friedrichshain
    Vernissage am 31.01. 2004