Mit einem Freund hatte ich die Chance, ein verlassenes FDJ- Büro in der Neuen Schönhauser Straße in Berlin Mitte zu betreten. Dort war bis vor einigen Jahren noch eine ganz andere Welt beheimatet, die nun vollends verschwunden ist: die organisierte Welt der freien deutschen Jugend der DDR.
Zurück bleibt- aus Sicht des Vermieters, der uns durch die Räume führt- ein Haufen Müll in den Zimmern.
Ich verspreche ihm die Entsorgung zu übernehmen …
Früher war hier auch eine Abteilung der Akademie der Wissenschaften untergebracht mit Forschungslaboren. Die Reste davon waren noch da:
Laborräume, Reinräume, Entlüftungsanlagen, Stromkreise, meterweise Schränke mit Glastüren, wie man sie aus Sammlungsräumen von Museen kennt, Mitarbeiterspinte in den Umkleideräumen vor der Reinraumschleuse. Duschen, Direktorenzimmer mit Mutteruhr, Aufenthaltsräume mit typischen moosgrünbraunbeigegefarbenen Osttapeten und großgemusterten Gardinen.
Die FDJ hat wohl erst in den letzten Jahren diese Räume genutzt.
Der derzeitige Zustand sah nach hektischen Ausräumen aus, um neue Mieter zu gewinnen. Alles war zerwühlt und zum Teil schon in Müllsäcke eingetütet. Trotzdem gab es dort noch viel zu entdecken.
Ich schleppe Säckeweise die Sachen nach Hause, die ich dort finde, um sie in Ruhe auszuwerten. Es finden sich so viele Zeitzeugnisse der Arbeit der Freien Deutschen Jugend dort. Alles konnte ich nicht retten. Was ich dort fand, habe ich dem neu entstandenen „Museum der Alltagskultur der DDR“ in Eisenhüttenstadt zukommen lassen. Dort wird es sicherlich irgendwann wissenschaftlich aufbereitet und Menschen zugänglich gemacht. Auch denen, die jetzt noch nichts von der allzu nahe zurückliegenden Vergangenheit wissen möchten.
Die nächste Generation der neuen, ganz anders „freien“ deutschen Jugendlichen könnte sich dafür begeistern, die Geschichte ihrer Eltern zu erkunden.