Sie hat’s mächtig drauf, die Natur!
Sie kann so vieles, was mich in stille Demut fallen lässt:
Sie ist Schöpfer.
Sie kann die schönsten Bäume schaffen mit dem dichtesten Blätterwerk. Sich unter einen Baum zu legen und ins Blattwerk zu sehen, zu träumen, nachzudenken, klar zu werden. Sich seiner eigenen Wurmigkeit klar zu werden im Vergleich zum Erhabenen, das ist es, was diese Perspektive so unvergleichbar macht. Da stören auch ein paar Stromleitungen nicht. Sie sind die die Linien eines Notenpapiers, auf das ich meine eigenen Töne schreiben werde.
Und nachts, wenn die Stadt ruht und der Geist aber nicht, dann ist auch hier der Ort fürs Ordnen der Gedanken. Es knackt, es krabbelt im Gebälk, es jagt, es regt sich der Wald. Ein kurzer Schnappschuß- man sieht nichts vom Treiben, aber auch angeblitzt ist das Gesehene stockwerketief schön.
Sie häuft die hübschesten Wolken an- bei Tag kissenweich und im Abendlicht sehnsuchtstief. Wolken sind wie der Mantel, der uns birgt, damit wir nicht hinausfallen ins unendliche Weltall, was uns Angst bereiten kann aber auch Faszination.
Wie alleine wir sind, ist keine Frage von anderen bewohnten Planeten, sondern von unserer eigenen Fähigkeit, uns ein Planetensystem hier auf der Erde zu schaffen. Und unsere Mitmenschen sind die Monde, die uns umkreisen- oder wir sie. Je nachdem.
Wolken sind Meere, die man umgekehrt besegeln kann. Neuerdings ja auch mit den metalligen Kerosin- Schleierwolkenproduzierern.
Die verwunderlichsten Geschöpfe bringt sie zur Welt mit Formen, Farben und Bestimmungen. Sie lässt sie gebären und leben und lieben und leiden und sich ernähren und fühlen und sterben. Hätte der Mensch da nicht so kolossal eingegriffen und alles zu einer produktionsorientierten Effizienz- Massenveranstaltung werden lassen, wären wir gut im Gleichgewicht dieses Werdens und Vergehens drin. So müssen wir uns unsere eigene Hässlichkeit eingestehen gegenüber der nicht verunreinigten Natur als solche- aber der beschmutzten im Speziellen. Es gibt keinen Weg zurück.
Wir können es ihr nicht gleich tun, wie sie immer wieder erneuert und rein erscheint- jedes Jahr.
Und all das ohne berechnend und willkürlich zu sein. Es passiert. Immer und immer wieder. Damit kann man sie gut berechnen, besser als den unberechenbaren Menschen, der zwar auch so vieles, unbeschreiblich Schönes erschaffen hat- dessen Handeln aber immer den Verdacht des Vorsätzlichen beinhaltet.
Was die Natur kann, wird dem Menschen schwerlich gelingen: sie kann versöhnen.
Daher glaube ich an keinen Gott, an keine Götter- die Natur ist mir wert genug, sie zu bestaunen und zu verehren und zu schützen.