Bunker bauen!

„Sie bauen Bunker, stationieren Raketen, planen Kriege, kassieren Moneten.“

Mitten in der Stadt stehen sie: die Hinterlassenschaften des letzten Krieges: Hochbunker.

Als ich nach Hamburg zog, beschlich mich nach und nach ein ungutes Gefühl. Jeden Morgen beim Blick aus meinem Fenster sah ich ihn: diesen Rieseklotz, fett, hässlich, finster, kalt.
Er stand da mitten in unserem Viertel, gehörte für die langjährigen Bewohner „einfach dazu“, sie merkten ihn gar nicht mehr. Mich hat er immer frösteln lassen.

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Zwar hatte man ihm Fenster eingefräst vor längerer Zeit und ihn einer zivilen Nutzung zugeführt, aber bedrohlich war er noch immer. Zufälligerweise war im Bunker auch eines der besten Fotolabore untergebracht und so war ich oft drin, aber ich war auch jedes Mal froh, wieder draußen zu sein. Ich konnte mich nicht an diesen Übergang vom Draußen ins Drinnen gewöhnen. Wie die Geräusche plötzlich anders wurden. Die darin ansässigen Firmen hatten sich eine eigene Geräuschkulisse geschaffen durch Musik oder Arbeitsgeräte und im Grunde war es nicht anders als in ein x- beliebiges Kaufhaus zu gehen, welches auch meist keine Fenster nach außen hat. Dennoch waren die Zugänge immer bedrückend klein und die Räume unangenehm dumpf.

Was außer Proberäume für Bands und Lager für Firmen kann man mit diesen „ständigen Erinnerern“ machen?

Erhalten ist ja sozusagen mehr als nur geboten, denn wegbomben ist ja unmöglich. Versuche in Berlin haben gezeigt, dass es enorm kostenintensiv war und es dann doch nur gefährliche Ruinen hinterließ.

Zwar sind dort Parks drumherum entstanden durch Aufschüttung bis fast zum obersten Punkt, dem Flakdeck, aber der Grusel ist nicht verloren gegangen.

Mich hat die Präsenz der Hochbunker wieder einmal darin bestärkt, dass Krieg keine ersehenswerte Zeit ist; ich möchte es niemals erleben müssen, in einem solchen Bunker gefangen zu sein; wenn auch zu meinem eigenen Schutz. Aber ich bin ja auch ein gefühlsduseliger Pazifist in den Augen der Kriegstreiber- und Sympathisanten, die derzeit für viel Öl wieder aufs Ganze gehen.

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Ein anderer Hochbunker hier in Hamburg besticht durchaus durch seine Fassade. Klar mit horizontalen Bändern gegliedert, lässt er deutlich ersehen, wie er geschichtet gebaut wurde. Die Eisenbänder ragen noch heraus aus der Betonfassade, die sicherlich einmal zum Transport der Betonblöcke dienten. Diese Metallbänder sind gruselig für mich: wie Finger scheinen sie sich aus dem Beton herauszupressen so als wolle das Innen nach Außen. Die fast malerisch granatenzerschossene Wand besticht im Abendsommerlicht durch die rostige, fast toskanesische Farbe.

Komisch, hier könnte ich mir durchaus ein schönes Café vorstellen und die Wand könnte sich mit Wein und Efeu beranken lassen.

Man genösse den Kaffee in der Ruhe vor dem nächsten Sturm und hätte es gar nicht mal weit …